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Christliches Leben auf sichtbarem historischen Grund

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§        Im ehemaligen Kloster Wedinghausen in Arnsberg wird die Verbindung von Geschichte, Gegenwart und Zukunft gelebt

Paderborn / Arnsberg (pdp). Mitten im früheren Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Wedinghausen in Arnsberg wird ab sofort die Beziehung von Geschichte und Gegenwart sichtbar: Glasabdeckungen über der eindrucksvoll verzierten Grablege des Klostergründers aus dem Jahr 1200 gewähren künftig einen Einblick in die Ursprünge des Klosters. Durch die Beisetzung der sterblichen Überreste des Klostergründers wurde am Donnerstag, 11. März 2021, ein wichtiges Kapitel im Erzbistum Paderborn fortgeschrieben, da das frühere geistliche (Kloster-)Zentrum jetzt unter veränderten Vorzeichen seine Bestimmung zurückgewinnt: Nach umfangreichen Restaurierungs- und Umbaumaßnahmen im Ostflügel führt die aus Brasilien stammende Gemeinschaft Shalom hier seit Ende 2020 ein geistliches Leben . Durch die nun sichtbare Grablege des Klostergründers und durch die Arbeit der Gemeinschaft Shalom sei deutlich, „dass Geschichte lebendig ist und weiter geht“, sagte Propst Hubertus Böttcher bei der Beisetzung der sterblichen Überreste des Klostergründers im früheren Kapitelsaal.

Als Leiter der Propsteigemeinde St. Laurentius in Arnsberg betonte Propst Hubertus Böttcher im Blick auf den neu gestalteten Ostflügel des ehemaligen Klosters mit dem darin sichtbaren Grafengrab die lebendige und inspirierende Verbindung von Ursprungsgründung und Aufbruch. In einer eigenen Zeremonie wurden am Donnerstag die sterblichen Überreste des Klostergründers nach einem kurzen Gottesdienst in der Arnsberger Propsteikirche in einem speziell gefertigten Sarkophag am ursprünglichen Begräbnisort inmitten des ehemaligen Kapitelsaals von Propst Böttcher wieder beigesetzt. Die Grablege wurde dann mit einer Glasplatte abgedeckt, so dass sie weiter wahrgenommen und besucht werden kann.

Grafengrab

Mitten im früheren Kapitelsaal des ehemaligen Klosters Wedinghausen wurde im Rahmen von Umbaumaßnahmen und archäologischen Grabungen die Grablege des Klostergründers, das sogenannte Grafengrab, gefunden. Die jetzt entdeckte Grabanlage soll laut einer archivalischen Überlieferung die Gebeine des Klostergründers Heinrich I. (1128–1200), die seines Sohns Heinrich II. und dessen Gemahlin Ermengardis beherbergen. An der Fundstelle wurde am Donnerstag in der Bestattungsfeier ein kleiner Sarkophag mit den gefundenen Gebeinen eingelassen und über die ganze Grabanlage eine Glasabdeckung aufgebracht. Sie ermöglicht es Interessierten, die besondere Grablege zu sehen: Das Grab ist nicht nur mit Ornamenten und gotischen Rankenmalereien verziert, sondern auch mit figürlichen Wandmalereien in verschiedenen Farben.

Auch der ehemalige Heizkanal mit seinen historischen Steinen wurde mit Glasplatten abgedeckt, so dass Besucher in die Geschichte des Klosters Wedinghausen in Arnsberg eintauchen können. Alt und Neu sind harmonisch und inspirierend verbunden.

Alt und Neu verbinden sich

Propst Hubertus Böttcher erklärt im Blick auf die Gemeinschaft Shalom, die seit 2020 im alten Kloster ein geistliches Leben führt, er sei sehr dankbar, dass junge Menschen aus Brasilien dem Ruf Gottes folgen und die vor langer Zeit von den Prämonstratenserchorherren begonnene Geschichte und jene der Pfarrgemeinde St. Laurentius im ehemaligen Kloster Wedinghausen fortschreiben. „Alte und neue Geschichte verbinden sich, es ist ein Weg der Gnade Gottes mit uns.“ So wie die Patres und Brüder des Prämonstratenserordens im Klosterleben ihren Weg der Nachfolge Jesu über viele Jahrhunderte gegangen seien, so würden jetzt die Mitglieder der Shalom-Bewegung dem Evangelium in der aktuellen Zeit ihr Gesicht schenken. „Menschen haben sich vor langer Zeit auf den Weg gemacht, um das Kloster Wedinghausen zu bauen, um hier zu leben und zu wirken, um ihren Glauben zu leben. Es ist gut, dass junge Menschen sich ebenfalls auf den Weg gemacht haben, um hier ihren Glauben zu leben“, sagte Propst Böttcher im Gottesdienst, in dem auch eine Urkunde unterzeichnet wurde, die mit den sterblichen Überresten des Klostergründers in den Sarkophag gelegt wurde.

Der Leiter des Pastoralen Raumes Arnsberg und Dechant des Dekanates Hochsauerland-West freute sich, dass die Mitglieder der Shalom-Bewegung in Arnsberg und im Erzbistum Paderborn für sich und ihre Arbeit einen Ort gefunden haben. Es komme darauf an, den Himmel nicht zu vergessen, erklärte Propst Böttcher im Gottesdienst. „Wir sind mit den Ehemaligen verbunden, stehen auf ihren Schultern und dürfen deren Geschichte weiterführen. Wir sind im Glauben mit den Ursprüngen verbunden und führen diese lebendig weiter.“ Deshalb sei die neue Grablege im ehemaligen Kapitelsaal ein „wunderbares Zeichen, so Propst Böttcher: „Das Grab ist nicht ein Ort der Trauer, sondern ein Hinweis des Lebens, ein Zeichen des Ewigen Lebens.“

Shalom: kontemplativ und missionarisch

Seit 2015 leben Mitglieder der Shalom-Bewegung in Arnsberg. Die Lebensgemeinschaft im Ostflügel des ehemaligen Klosters Wedinghausen wird aktuell von sieben Mitgliedern der von Brasilien ausgehenden Bewegung getragen. Die charismatische Glaubensgemeinschaft möchte insbesondere junge Menschen für die Frohe Botschaft Jesu Christi begeistern. Vielfältig fördert die Gemeinschaft in Arnsberg Begegnung und Austausch und möchte so Zeichen des Evangeliums sein. Die Gemeinschaft betreibt in einem Gebäude der Propsteigemeinde ein Begegnungs-Cafe und unterstützt die pastorale Arbeit der Gemeinden des Pastoralen Raumes sowie des Erzbistums Paderborn, beispielsweise durch Firmkurse für Jugendliche.

Seit 2015 sind Andreza Henriqueta dos S. Alves und Julieta Morais Santana in Arnsberg. „Unsere Gemeinschaft ist kontemplativ und aktiv, wir möchten aus unserer eigenen Glaubenserfahrung heraus Jugendliche für das Evangelium gewinnen“, beschrieb Andreza die Arbeit der Shalom-Bewegung. Sie bezeichnete es als eine Ehre für die aktuellen Mitglieder der Gemeinschaft, im ehemaligen Kloster Wedinghausen zu leben, auf dem Fundament der Prämonstratenser zu stehen: „So wie die Prämonstratenser kontemplativ und missionarisch waren, so pflegen auch wir diesen Lebensstil.“ Durch das Leben im ehemaligen Kloster seien die Vorgänger stets präsent, so Andreza. Das bedeute für die Gemeinschaft auch, nicht allein zu sein, eine Heimat gefunden zu haben, für das Leben und das Gebet. „Die Menschen hier haben uns aufgenommen und angenommen. Unsere Herzen sind weit geöffnet für die Menschen und wir beten für sie.“

Glaubensgeschichte geht weiter

Auch Dr. Bettina Heine-Hippler von der LWL-Denkmalpflege betonte die Verbindung von Geschichte und Zukunft, die im ehemaligen Kloster sichtbar und erfahrbar sei. „Dieses Projekt begleiten zu dürfen, gehört zu den größten Freuden für mich. Was wir hier an Geschichte zu Tage gebracht haben, ist beeindruckend. Es zeigt, wo wir herkommen.“ Dr. Heine-Hippler unterstrich: „Die 700-jährige Glaubensgeschichte der Prämonstratenser und der Pfarrgemeinde geht jetzt mit der Shalom-Gemeinschaft weiter. Der Glaube ist das Tragende.“ Überall seien im ehemaligen Kloster Wedinghausen Spuren derer zu finden, die einst hier gelebt und geglaubt haben. Diese seien jetzt sichtbar und werden von der Shalom-Gemeinschaft glaubend in die Zukunft geführt. „Für mich geht hier ein Traum in Erfüllung“, sagte Dr. Bettina Heine-Hippler.

Generalvikar Hardt: Shalom-Bewegung eingeladen

„Wir haben als Erzbistum Paderborn die Shalom-Bewegung, die in Brasilien und 36 weiteren Ländern der Welt sehr erfolgreich ihren Weg geht, eingeladen, auch hier in Arnsberg im ehemaligen Prämonstratenserkloster Wedinghausen einen Aufbruch zu wagen. Die Mitglieder haben ihre Heimat und Kultur verlassen, um dem Ruf des Evangeliums zu folgen, so wie vor 800 Jahren der Mönch Richard, der seine Heimat in England verließ, um hier als Zeuge des Glaubens zu leben“, hatte Generalvikar Hardt im September 2017 bei der Grundsteinlegung im Ostflügel gesagt. Der Generalvikar des Paderborner Erzbischofs betonte damals die Verbindung zwischen dem, was die Prämonstratenserchorherren des Klosters Wedinghausen im 12. Jahrhundert begonnen und bis zur Aufhebung des Klosters 1803 in der Säkularisation gelebt hatten, über die Wirklichkeit der Propsteigemeinde Arnsberg, die das Gebäude als Pfarrheim nutzte, bis zum geistlichen Leben der Schalom-Gemeinschaft im Ostflügel mit ihren Angeboten.

Shalom-Gemeinschaft

Die Katholische Gemeinschaft Shalom ist vom Heiligen Stuhl als „Internationale Private Vereinigung von Gläubigen“ anerkannt. Die Mitglieder der Gemeinschaft vollziehen in ihrem spirituellen, gemeinschaftlichen und apostolischen Leben eine besondere Lebensweihe. Das Hauptziel von Shalom ist die Evangelisierung: Die missionarischen Mitglieder sind dazu gerufen, in der Kirche, Jünger und Träger des Friedens zu sein, den Frieden, der Jesus selbst ist, zu leben, anzunehmen und der Welt zu verkünden.

Die Gemeinschaft besteht aus Menschen, die in unterschiedlichen Lebensformen leben: Zölibatäre, missionarische Familien und Priester. Die Mitglieder der Shalom-Bewegung folgen einer Berufung zur Kontemplation, Einheit und Evangelisierung. Sie stellen sich in den Dienst an der Kirche und der Menschheit.

Kloster Wedinghausen: Ein Ort, der Geschichte atmet

Im Jahr 1170/73 stiftete Graf Heinrich I. von Arnsberg in Wedinghausen ein Kloster. 1254 wurde der frühgotische Chor der Klosterkirche geweiht. Über Jahrhunderte schrieb Kloster Wedinghausen europäische Kultur- und Geistesgeschichte: Am wichtigen Knotenpunkt im Netzwerk der Prämonstratenserchorherren entstanden bedeutende mittelalterliche Handschriften, die heute zum Teil in der Klosterbibliothek aufbewahrt und ausgestellt werden. 1794 kam der Kölner Domschatz mit seinem weltberühmten Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Könige in der Klosteranlage unter, um hier vor den Häschern von Napoleon geschützt zu werden.

Mit der Säkularisierung fand das Klosterleben in Arnsberg 1803 ein Ende. Das schon im Mittelalter und der frühen Neuzeit als Pfarr- und Klosterkirche der Stadt Arnsberg genutzte Gotteshaus ist seit 1859 die Propsteikirche St. Laurentius. Ab 2002 erfolgte die Umgestaltung des Westflügels für das Stadt- und Landständearchiv sowie für eine historische Ausstellung, zudem die Restaurierung der alten Klosterbibliothek und die Neugestaltung des Klosterinnenhofes.

Seit 2014 wurde der Ostflügel von Kloster Wedinghausen umgestaltet, damit die Missionare der Katholischen Gemeinschaft Shalom hier eine Lebens- und Arbeitsgrundlage haben können. Das Kloster Wedinghausen wird damit zu einem neuen Zentrum, an dem nicht nur Mittelalter und 21. Jahrhundert aufeinandertreffen, vielmehr auch (junge) Menschen auf den Glauben treffen, um diesem – wie sich selbst – auf neue Weise zu begegnen.


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