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12. Sonntag im Jahreskreis – Jahr C

„Du bist der Christus Gottes!“

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An diesem Sonntag begeben wir uns erneut auf die Straßen des Jahreskreises. Das Osterfest und das Pfingstfest, gefolgt vom Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit, haben uns die Grundlagen für das Verständnis des christlichen Lebens gegeben. Gestärkt durch den Geist Gottes können wir Christus folgen, der sich im heutigen Evangelium in den Momenten vor seinem festen Entschluss befindet, nach Jerusalem zu ziehen.

Die erste Lesung ist dem zweiten Teil der Prophezeiung von Sacharja entnommen. Im Text heißt es: „Ich will über das Haus David und über alle Einwohner Jerusalems einen Geist der Gnade und des Flehens ausgießen, und sie sollen auf mich schauen. Um den, den sie durchbohrt haben, werden sie trauern wie um einen einzigen Sohn; sie werden um ihn weinen, wie man um den Erstgeborenen weint“ (Sach 12,10). Der Prophet Sacharja spricht von der Ausgießung des Geistes der Reue, der Gnade und des Flehens. Es ist die Gabe der Buße, die Gott über das Haus David ausgießt. Diese Ausgießung des Geistes veranlasst die Einwohner Jerusalems, ihre Augen auf Gott zu richten, was darauf hindeutet, dass dieser Geist in ihnen eine Umkehr bewirkt. Dann taucht eine geheimnisvolle Gestalt auf, ein Durchbohrter, um den wir weinen und trauern. In Anbetracht der thematischen Kontinuität ist die Gabe der Umkehr sowohl mit der Gabe des Geistes als auch mit der Person, die durchbohrt wurde, verbunden. Manche sehen in ihm die Gestalt des leidenden Gottesknechts aus Jesaja 53. So sind seine Leiden nicht nur Schmerz, sondern auch Sühne und Erlösung. Tatsächlich weist der Text von Sacharja genau auf diese Dynamik von Leidenschaft und Läuterung – Erlösung – hin.

Der Text geht weiter: „An jenem Tag wird in Jerusalem ein großes Wehklagen sein, wie das Wehklagen von Adad-Remon in der Ebene von Megiddo“ (Sach 12,11). Sacharja vergleicht das Wehklagen und den Kummer in Jerusalem mit dem Ereignis, das Adad-Remon in Megiddo widerfuhr. Hadad, der durch seinen Doppelnamen mit Rimmon identifiziert wird (vgl. 2 Re. 5,18), ist der kanaanäische (babylonisch-aramäische) Gott der Fruchtbarkeit, der bereits in Ugarit mit Baal identifiziert wurde. Da er der Gott der Fruchtbarkeit ist, wird sein Tod jedes Jahr anlässlich des Verschwindens der Vegetation rituell betrauert.  Es ist eine Art Ableben des Gottes der Fruchtbarkeit. Als Ort dieser Begräbniszeremonie wird hier das Tal von Megiddo angegeben, also ein Ort mit großer Fruchtbarkeit. Das Weinen in Megiddo deutet also auf die Verwandlung eines reichhaltig fruchtbaren Ortes in eine Wüste hin.

Kapitel 13 stellt eine Kontinuität zu dem dar, was vorangegangen ist, und gleichzeitig eine große Neuheit. Im Text heißt es: „An jenem Tag wird für das Haus David und für die Bewohner Jerusalems ein offener Quell sein, der Sünde und Makel abwäscht“. Anstelle von Unfruchtbarkeit haben wir einen offenen Brunnen. Anstelle der Sünden, die in den vorherigen Versen beklagt und erlitten wurden, haben wir die Reinigung von Makel und Sünde. Der Evangelist Johannes hingegen findet die Erfüllung dieser Prophezeiung wörtlich: Jesus ist der Durchbohrte, aus dessen offener Seite das Wasser des Lebens fließt, das reinigt und die Flecken der Sünde abwäscht. 

Der Psalmist dürstet nach diesem verheißenen Wasser, wenn er singt: „Meine Seele dürstet nach dir wie nach trockenem Boden, o mein Gott“ (Ps 63,2). Der Psalmist erkennt, dass sein Leben in Gott von der Unfruchtbarkeit zur Fruchtbarkeit übergeht. Er ist das Wasser, das dem Gläubigen Leben schenkt, der erklärt: „Gott, du bist mein Gott, ich suche dich. Meine Seele dürstet nach dir, mein Fleisch sehnt sich nach dir, wie ein dürres Land, erschöpft, ohne Wasser“ (Ps 63,2). Der Kontext des Alten Ostens hilft uns, das Bekenntnis des Psalmisten besser zu verstehen. Das Land Israel ist ohne Wasser eine Wüste. Der Regen ist nur zu bestimmten Zeiten des Jahres vorhanden, und so ist der Durst ein Phänomen, das den Wunsch Gottes gut zum Ausdruck bringt: Er ist ein lebenswichtiges Bedürfnis!

Der Psalmist setzt sein Gebet fort und beschreibt nun Elemente, die mit dem Tempel in Jerusalem, dem Ort der göttlichen Gegenwart, verbunden sind: „Ja, ich habe dich im Heiligtum angeschaut und deine Macht und deine Herrlichkeit gesehen. Deine Liebe ist größer als das Leben, meine Lippen werden dich preisen. Dadurch will ich dich segnen mein Leben lang, und in deinem Namen will ich meine Hände erheben. Ich will gesättigt werden wie mit Öl und Fett, und mit Freude auf meinen Lippen soll mein Mund dich loben“ (Ps 63,3-6). Der Tempel ist der Ort, an dem Gott verehrt, gesegnet und gepriesen wird. In besonderer Weise ist es der Ort des Opfers, das die Gläubigen Gott darbringen. Daher ist das für Gott verbrannte Tierfett ein Symbol für dieses Gebet, das zum Himmel aufsteigt. Es ist ein Symbol für das Leben selbst, das Gott dargebracht wird. Diese Begegnung zwischen Gott und dem Gläubigen im Tempel von Jerusalem findet durch Dankbarkeit statt. In der Tat sind die Opfer und der Lobpreis Ausdruck der Dankbarkeit der Gläubigen gegenüber Gott: „Denn du bist mir eine Hilfe, und im Schatten deiner Flügel schreie ich vor Freude; Mein Leben ist an dich gebunden, und deine rechte Hand hält mich“ (Ps 63,8-9). So erkennt der Gläubige, dass sein Leben mit Gott verbunden ist, in einer tiefen Abhängigkeit, wie der Durstige vom Wasser abhängig ist. So zeigt Psalm 63, wie wichtig die Beziehung zwischen dem Gläubigen und Gott ist: Ohne Gott gibt es für den Menschen kein Leben, weder das natürliche noch das Leben in der Gnade.

Diese Abhängigkeit von Gott in Christus wird in der zweiten Lesung durch das Sakrament der Taufe zum Ausdruck gebracht. So sagt der Apostel Paulus: „Ihr seid alle Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus, denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen; da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle eins in Christus Jesus. Und wenn ihr Christus angehört, dann seid ihr Abrahams Same, Erben nach der Verheißung“ (Gal 3,26-29). So findet auch die Metapher des Wassers, die im Psalm zum Ausdruck kommt, eine besondere Verwirklichung im göttlichen Plan. Die Sehnsucht Gottes konkretisiert sich in der Sehnsucht nach Christus, der Sehnsucht nach dem Taufwasser, das uns in das Leben des Gottessohnes einfügt und uns zu seinem Eigentum macht; es kleidet uns mit ihm und macht uns zu Erben der göttlichen Verheißungen, die durch das Geheimnis seines Kreuzes und seiner Auferstehung erfüllt wurden.

Im Evangelium begegnen wir den Jüngern, die auf die Frage Jesu nach seiner Identität durch Petrus antworten: „Eines Tages betete er allein, umgeben von seinen Jüngern, zu denen er sagte: ‚Wer bin ich nach der Menge?‘ Sie antworteten: ‚Johannes der Täufer; andere: Elia; wieder andere: einer der alten Propheten, der auferstanden ist‘“ (Lk 9,18-19). Es ist anregend, an die Jünger zu denken, die Jesus beten sehen. Welche Gefühle überkamen ihre Herzen, als sie den ewigen Sohn Gottes sahen, der sich, vom Geist bewegt, an den Vater wandte? Wenn sie einerseits das trinitarische Dogma noch nicht richtig verstanden und ausdrücken konnten, so gab ihnen andererseits das Gebet Jesu zu verstehen, dass es in ihm mehr gab als eine Menschheit wie die ihre. Dieser Moment, in dem die Jünger Jesus beten sehen, ist also der Anlass für eine wichtige Frage. Mit anderen Worten: Sie folgen Jesus, aber wissen sie, wer er wirklich ist? Kennen sie seine tiefere Identität? Die erste Frage bezieht sich auf die Menschenmengen. Was sagen die Menschen im Allgemeinen über Jesus? Das ist bemerkenswert, denn nach der Reaktion der Jünger ordnet die Menge Jesus in die religiöse Welt ein. Er ist zweifellos ein Mann Gottes, und das ist selbst für die einfachsten Menschen klar.

In einem zweiten Fall ist die Frage jedoch direkt an die Jünger gerichtet: „Er antwortete: ‚Und wer sagt ihr, dass ich bin?‘ Daraufhin antwortete Petrus: ‚Der Christus Gottes‘ .Er verbot ihnen aber streng, dies jemandem zu sagen“ (Lk 9,20-21). Petrus antwortet richtig und erkennt, dass Jesus nicht nur ein Mann Gottes ist, sondern der Christus, der Gesalbte, der von Gott als Messias, als Erfüller der Verheißung, gesandt wurde. Jesus verbietet ihnen, diese Wahrheit zu verkünden. Warum? Hier haben wir das, was man das ‚messianische Geheimnis‘ genannt hat. Es war notwendig, dass Jesus zuerst das Reich Gottes ankündigte, seine Apostel ausbildete und so die Seinen auf sein Passah vorbereitete. Die Zeiten durften weder verkürzt noch verlängert werden. Zu verkünden, dass Jesus der Christus ist, zu Beginn seines öffentlichen Lebens, würde zu viele Augen auf Christus lenken und könnte sogar die Ausbildung der Jünger behindern, ebenso wie die Offenheit des Herzens vieler, die dann die Reden und Taten des Herrn bezeugen könnten. Den Jüngern wird jedoch mitgeteilt, dass er der Christus Gottes ist.

Die Reifung des Verständnisses der Jünger für die Identität Christi ist ein grundlegendes Element der Mission Jesu. Deshalb will er diese Frage noch weiter vertiefen, denn es gibt für die Jünger noch viel zu entdecken und zu verstehen. Deshalb sagt der Herr nach der schönen und wahren Erklärung des Petrus: „Der Menschensohn muss viel leiden, von den Ältesten, Hohepriestern und Schriftgelehrten verworfen werden, getötet werden und am dritten Tag auferstehen“ (Lk 9,22). Diese Worte des Herrn zielen darauf ab, jede falsche Mentalität des Messianismus zu korrigieren. Der Weg zur Erfüllung der Prophezeiungen und göttlichen Verheißungen führt durch Erniedrigung und Tod, durch Ablehnung und Leiden. Aber das ist kein Weg, den der Sohn Gottes allein geht, sondern er wird als der Weg der Nachfolge dargestellt, wie er in V. 23-24 beschrieben wird: „Er sagte zu allen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten“ (Lk 9,23-24).

Vv. 23-24 scheinen den Kontext der Zuhörer zu verändern: Jesus spricht alle an. Die Formulierung erweitert bewusst den Kreis der Zeugen und Hörer der Worte Christi. Seine Worte gelten als Lebenseinstellung für alle Menschen. Alle, die Christus nachfolgen wollen, müssen sich durch Verzicht selbst entäußern und so das Kreuz auf sich nehmen. Auf diese Weise wird der von Christus vorgezeichnete Weg zum Weg des Christen.

Die erste Lesung kündigte einen Durchbohrten an, durch den das Wasser des Lebens, die Taufe (wie in der zweiten Lesung angekündigt), jeden Makel abwaschen und reinigen würde. Der Psalm zeigt die menschliche Korrespondenz mit dem Durst nach Gott, dem Durst nach diesem lebendigen Wasser. Das Evangelium seinerseits verkündet das Ereignis, durch das das Wasser des Lebens über uns ausgegossen wird: das Kreuz!

Möge der Herr die Fülle seines Geistes über uns ausgießen, damit wir Tag für Tag den Weg des Lebens gehen können. Amen! 

Elton Alves, Missionar der Lebensgemeinschaft der Kath. Gemeinschaft Shalom, Verheiratet, Theologe und Promovierender in der Theologischen Fakultät in Lugano, Schweiz.


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