Christus ist auferstanden, Halleluja! Ja, er ist wahrhaftig auferstanden, Halleluja!
Noch in die Osterwoche, wollen wir in das Geheimnis der Auferstehung Christi hineintauchen:
Ich möchte kurz über die Auferstehung aus dem Johannesevangelium nachdenken und einige Elemente aufzählen, die uns helfen werden, die göttliche Neuheit zu verstehen, die an diesem Tag (Ostern, wir sind ja noch in die Osteroktave) vorhanden ist. Der Abschnitt in Joh 20,19-23 ist überraschend, weil er in jeder Einzelheit vom Siegel der neuen Schöpfung geprägt ist; jedes Element weist auf diese Tatsache hin, sogar, zum Beispiel, die Angst der Jünger, denn sie wird durch die rettende Macht Christi, in der Gabe seines Friedens .(εἰρήνη), aufgehoben und überwunden. Die Neuigkeit des Osterfestes ist auch durch die Erfüllung der Verheißungen gekennzeichnet, die Jesus im vierten Evangelium angekündigt hat: sein Kommen (Wiederkommen) zu den Jüngern (Joh 14,18.28); sein Friede (Joh 14,27; 16,33), die Freude (16,22), der Geist (3,33; 7,39 und andere), die Vergebung der Sünden (1,29). Diese Gaben wurden ihm dank seines Sieges über den Tod zuteil.
Wir werden nun einige Aspekte vorstellen, die uns bei unserem Thema helfen können.
Der Text von Joh 20,19 beginnt mit den Worten: «Am Abend dieses ersten Tages der Woche […]». Wenn wir uns fragen, warum Jesus sich den versammelten Jüngern erst „am Abend“ und nicht schon früher offenbart hat, finden wir verschiedene Antworten. Ich denke aber, dass es am besten ist, eine exegetisch-theologische Antwort zu bevorzugen, indem wir die beiden Zeitangaben «Am Abend» und «Am dieses ersten Tages der Woche» miteinander verbinden. Der Begriff ὀψία (= Abend) bezeichnet den Beginn der Nacht, nach Sonnenuntergang; die Tatsache, dass der Evangelist «“diesen Zeitpunkt als zum ersten Tag der Woche gehörig betrachtet, zeigt, dass er den Tag nicht nach der jüdischen Art berechnet, denn diese ließ den Tag bei Sonnenuntergang beginnen». Diese Feststellung bietet uns einen sehr wichtigen theologischen Standpunkt: Wir befinden uns am Tag der Auferstehung Christi, einem Tag, der die Chronologie übersteigt; daher endet dieser erste Tag – der durch den Sieg Christi über den Tod eingeleitet wurde – nicht, auch wenn die Sonne untergeht. Auf diese Weise beschreibt der Evangelist eine wahre «Neuschöpfung». In der Auferstehung Christi ist „dieser Tag“ „geweiht“, so dass er nicht nur „nicht untergeht“, sondern als „privilegierter Tag“ für die Manifestation des auferstandenen Herrn offen und überreich bleibt (vgl. V. 19 und 26).
Es ist bemerkenswert, dass das erste Wort, das der Auferstandene an die Jünger richtet, εἰρήνη (Friede) ist, in dem Satz εἰρήνη ὑμῖν, oder „Frieden mit euch“ (Joh 20,21). Einige wollten diese Formel wegen des fehlenden Verbs mit einem Konjunktiv übersetzen (Friede sei mit euch). Es gibt jedoch mindestens zwei Gründe, warum der Konjunktiv in dieser Übersetzung nicht verwendet werden sollte: der erste ist grammatikalischer Natur, so dass «wenn das Verb fehlt, der Satz praktisch immer eine Bejahung ist»; der zweite, und stärkste, ist der Kontext der der uns daran hindert, in diesem Satz eine einfache Verheißung zu sehen; εἰρήνη ist das österliche Geschenk Jesu an die Gemeinschaft, das im Kontext von Tod und Auferstehung als das Geschenk des Heils verstanden werden muss, das sich nun in den Jüngern verwirklicht.
Wenn der Kontext der Offenbarung des Herrn vom Tod und von der Auferstehung Christi spricht, so ist auch die Flucht der meisten Jünger angesichts des Skandals des Kreuzes in dieser Tatsache impliziert. Aus diesem Grund stellt Thomas von Aquin fest, dass die εἰρήνη, die ein Geschenk der Versöhnung zwischen Mensch und Gott in Christus ist, für die Jünger auch eine Vergebung dafür ist, dass sie die Freundschaft mit Jesus verraten haben; außerdem ist die εἰρήνη gleichzeitig ein Geschenk der Versöhnung der Jünger mit sich selbst, da ihr Mangel an Glauben, ihre Angst und ihre Traurigkeit dieses Bedürfnis in ihnen anzeigten. Die Gabe der εἰρήνη (des Friedens), die mit der Versöhnung mit Gott beginnt, berührt und verwandelt also die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zu den anderen (erkennbar an der Überwindung der Angst vor den Juden); dies ist die Fülle der εἰρήνη, die die Jünger nun empfangen und genießen können.
Ein weiteres Element von tiefem theologischem Reichtum finden wir im Hauch des auferstandenen Herrn: «Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen “Empfangt den Heiligen Geist!”» (v. 22). Der Gabe des Heiligen Geistes geht eine Geste voraus, der Hauch, der «die Gabe des Heiligen Geistes symbolisiert und zugleich konkretisiert, das allmächtige Prinzip der neuen Schöpfung, die durch den Tod und die Auferstehung Christi bewirkt wurde». Um den Reichtum dieser Geste zu verstehen, müssen wir uns dem griechischen Text zuwenden. Das verwendete Verb ist ἐμφυσάω, im Aorist ἐνεφύσησεν (= gehaucht), dasselbe, das die LXX, in Gen 2,7 für die Erschaffung des Menschen verwendet. . Auf diese Weise stellt der Evangelist eine bewusste Verbindung zwischen der Erschaffung des ersten Menschen und der durch das Osterereignis bewirkten Neuschöpfung her, als wolle er sagen, dass der Mensch jetzt, in der Auferstehung Christi, seine verlorene Berufung vollständig wiederfindet; in der Auferstehung Christi findet der Mensch seine Identität. So finden alle bereits im Johannesevangelium analysierten Elemente, die auf das neue Leben hinweisen, ihren tiefsten Grund: Der neue Mensch, Jesus Christus, verwirklicht – durch sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung – eine neue Menschheit. Die Beziehung zwischen Joh 20,22 und Gen 2,7 wird noch deutlicher, wenn wir feststellen, dass dieses Verb im gesamten Neuen Testament nur hier vorkommt.
Außerdem ist hervorzuheben, dass sich Jesus nach dem Hauch an die Jünger wendet und sagt: «Empfangt den Heiligen Geist» (20,22); das Verb, mit dem Christus seinen Geist „gibt“, ist λαμβάνω (= empfangen) im aoristischen Imperativ: λάβετε (= empfangt). Die Tatsache, dass das Verb im Imperativ steht, deutet darauf hin, dass es keine Mission ohne den Geist geben kann, eben weil es ohne ihn kein neues Leben gibt; in der Tat, wenn wir uns umsehen, wird „in der gesamten Abschiedsrede [Joh 13-16] das neue Leben der Kirche immer mit dem Kommen des Geistes verbunden „14. Durch die Gabe des Geistes werden die Jünger dank ihrer Teilhabe am Geheimnis Christi zu einer neuen Menschheit; so können sie den Sinn des von Christus vollbrachten Erlösungswerkes verstehen15 und es so in der Welt verbreiten.
Elton Alves