„Junge Menschen sind kein Unglück. Sie sind kein Zierrat oder etwas, das mit der Zeit vorübergeht. Die Primat für junge Menschen gehört zur Gründungsgnade des Charismas Shalom.“

Unsere Statuten besagt, dass wir ein besonderes Augenmerk auf junge Menschen haben sollen. Als wir dieses Dokument vorbereiteten, um es dem Vatikan vorzulegen, wurde uns sehr empfohlen, in ihm lediglich die wichtigsten Dinge zu erwähnen und nichts einzufügen, was keine außerordentliche Bedeutung hatte, da die Statuten etwas sein muss, das für immer bleibt. Sie umfasst Anleitungen, Gedanken, Denkweisen, die für die Berufung kennzeichnend sind und zur Gründungsgnade gehören.

Wenn Moysés von der Primat der Statuten für junge Menschen spricht, erkennt er als Gründer an, dass die Primat der Evangelisierung der jungen Menschen Teil der Gründungsgnade des Charismas ist. Mit anderen Worten: Ein Teil der ursprünglichen Gnade des Charismas. Dies bedeutet, dass ohne dies die Katholische Gemeinschaft Shalom, das Charisma Shalom nicht verstanden werden kann. Junge Menschen sind kein Unglück. Junge Menschen sind in der Gründungsgnade. Sie sind kein Zierrat oder etwas, das mit der Zeit vorübergeht. Die Primat junger Menschen ist Teil der Gründungsgnade des Charismas Shalom.

Unsere Statuten sagt in der Präambel: „Unsere im Kreis junger Menschen geborene Gemeinschaft muss ihnen besondere Liebe und Hingabe widmen. Sie muss sich der Aufnahme und dem Apostolat der Jugend mit besonderer Sorgfalt widmen, ohne dabei die weiteren Dimensionen des Apostolats zu vernachlässigen. Die Mitglieder der Gemeinschaft pflegen fortwährend ihre jugendliche Begeisterung und bewahren immer die spirituelle Jugendlichkeit, die uns kennzeichnet. Für die Gemeinschaft ist die hl. Therese von Lisieux Vorbild und treue Fürbitterin in der herausfordernden Mission der Evangelisierung der Jugend.“ Die jungen Menschen sind für das Gründungscharisma nicht nur konstituierend, sie haben in der Statuten als Einzige auch einen Schutzheiligen. Wir haben den hl. Joseph als den Heiligen, der durch Göttliche Vorsehung eingreift, aber er findet sich im Unterschied zur hl. Therese von Lisieux  als alleinige Schutzheilige der jungen Menschen nicht in der Statuten wieder. Dies würde bereits ausreichen, um zu zeigen, dass die Primat der Evangelisierung junger Menschen eine Herzensangelegenheit des Gründers ist und über vielen anderen Dingen steht. Man könnte sogar sagen, dass sie im Apostolat, in der Evangelisierung „top“ ist. Wir haben eine Abteilung, die sich ausschließlich jungen Menschen widmet, und ein auf sie zugeschnittenes Programm. Unter den verschiedenen Apostolaten ragt das der Jugend heraus. Unter denen, die wir berufen sind, Mitglieder Gemeinschaft zu sein, ragt die spirituelle Jugend heraus. Uns vorrangig jungen Menschen zu widmen ist Teil unseres Wegs der Heiligung.

„Unter den Jungen geboren …“

Wenn wir sagen, dass die Gemeinschaft unter den Jungen geboren wurde, und wenn wir den Erklärungen der Gründer lauschen, stellen wir fest, dass ein historisches Ereignis, das in der Statuten erwähnt wird, ein Ereignis größter Bedeutung ist. Moysés spricht in der Statuten nicht viel über die Snackbar, er zitiert lediglich; andererseits widmet er den jungen Menschen aber einen ganzen Absatz. Die Snackbar existierte eigentlich nur ihretwegen. Wenn der Gründer „Unter den Jungen geboren“ schreibt, bedeutet dies, dass dieses historische Ereignis am 9. Juli 1980 für ihn von Bedeutung ist, wie es für ihn auch von Bedeutung ist, sein Leben und seine Jugend Johannes Paul II. zu Füßen gelegt zu haben. Wir hätten unter jungen Menschen für die Wissenschaft, die Technologie, die Literatur, für die priesterliche Berufung, für die Pflege der Alten, der Kinder geboren werden können, aber wir werden unter jungen Menschen für junge Menschen geboren; dies hat für das Apostolat große Bedeutung und entspricht dem, was wir als Protagonismus der jungen Menschen kennen.

Die Menschen, die uns in der Generaldiakonie* besuchen, staunen darüber, dass die meisten Vertrauensstellungen mit jungen Menschen besetzt sind. Sie sind erstaunt, dass wir jungen Menschen so wichtige Dinge anvertrauen. Jugend ist jedoch nicht gleichbedeutend mit Verantwortungslosigkeit, Unfähigkeit oder Leichtfertigkeit und Oberflächlichkeit. Die bekehrte Jugend ist gleichbedeutend mit Kraft, Parresia, Kühnheit, Kreativität, mit dem zu Ende bringen, was man begonnen hat. In manchen Orten oder Institutionen herrscht ein gewisses Misstrauen gegenüber jungen Menschen, aber je mehr wir dafür sorgen, dass sie Protagonisten werden, handeln und Ideen entwickeln, umso besser. Ich möchte damit keine Voreingenommenheit gegenüber Erwachsenen erzeugen, sondern zeigen, dass es in

der Gemeinschaft Shalom zur Primat für junge Menschen gehört, dass sie bei ihrer Mission, ihrer Berufung, ihrer Evangelisierung die führende Rolle übernehmen. Die Gemeinschaft entstand nicht zufällig im Kreis junger Menschen und widmet sich ihnen nicht zufällig.

Parresia und Kreativität

1976 arbeitete ich in einem Institut für Sprachunterricht. Alle meine Schüler waren junge Menschen und es war verboten, über Jesus zu reden. Was tat ich? Ich nahm Zuflucht zu Literatur, nahm ein paar populäre Lieder auf und erreichte dadurch, dass die Leute zu mir nach Hause kamen. Ich konnte nicht im Institut selbst evangelisieren, aber zuhause konnte ich tun, was ich wollte. Allmählich begann diese Art von Evangelisierung, mittels Literatur und Musik Menschen zu gewinnen, Früchte zu tragen und Gott schuf diese Besonderheit der Parresia, die sich Kreativität nennt.

Wir laufen Gefahr, zu denken, dass Parresia lediglich Kühnheit ist, sie ist aber auch Kreativität und Phantasie. Die Parresia ist mutig, sie ist kreativ, und diese Kreativität kommt aus der Liebe. Es ist die Liebe, die mich kreativ macht, es ist diese Liebe, die mir Angst macht, auch nur ein Schaf, eine ganze Generation oder eine ganze Gruppe zu verlieren.

Paul VI. verfasste ein Schreiben mit dem Titel Evangelii Nuntiandi (die Verkündung des Evangeliums). Der Papst machte sich genau über die gleichen Dinge Sorgen wie wir, die wir evangelisieren: Wie kann man das Evangelium für die derzeitige Generation attraktiv machen, wie kann man das Evangelium mit neuen Mitteln und Methoden verkünden. Das Evangelii Nuntiandi und bald danach Johannes Paul II. sprechen oft davon, dass es notwendig ist, mit neuem Eifer, neuen Methoden und neuer Kreativität zu evangelisieren. Dies sind die Elemente der Parresia. Dies war die Zusammenfassung des Worts Parresia, die Johannes Paul II. erstmalig benutzte, als er den CELAM von Santo Domingo in Aparecida eröffnete. Parresia beinhaltet dieses Element der Kreativität.

Jüngerschaft

„Unsere im Kreis junger Menschen geborene Gemeinschaft muss für sie besondere Liebe und Hingabe haben.“ Die Parresia in unserer Berufung setzt die Ausbildung von Jüngern voraus. Die Liebe unseres Gründers zu den jungen Menschen ist keine Liebe der Menge, sondern Liebe des Individuums. Dies bedeutet, dass in unserer Spiritualität, in unserer Tradition, im Geist des Gründers die jungen Menschen aufgerufen sind, andere junge Menschen zu evangelisieren und durch Jüngerschaft, durch persönliche, individuelle Liebe evangelisiert zu werden.

Es schmerzte mich auf meinem Weg ganz besonders stark, als ich dies mit den jungen Menschen nicht mehr tun konnte, da ich mit so vielen anderen Dingen beschäftigt war. Aber Gott sei Dank hat Moysés dies bis heute beibehalten. Die Evangelisierung der jungen Menschen setzt diese besondere Liebe und Hingabe voraus. Unser Gründer schlägt die Jüngerschaft als die beste Methode zur Evangelisierung jünger Menschen vor.

Moysés sagt weiter: „Widme dich dem Empfang und dem Apostolat der Jugend mit besonderer Sorgfalt, ohne dabei die weiteren Dimensionen des Apostolats zu vernachlässigen“. Wohlgemerkt! Moysés spricht nicht nur vom Apostolat, sondern auch von dem Empfang von ganzen Herzen und vom Apostolat. Ich will und ich bitte Gott darum, dass eure Mission Tausende von jungen Menschen hat, ich bitte aber, dass diese Tausende von jungen Menschen Jesus durch Liebe, Hingabe, Empfang von ganzen Herzen und Jüngerschaft kennenlernen.

Primate

In unserer Familie Shalom haben wir drei Prioritäten, jeweils eine in den verschiedenen Bereichen. Die erste ist die Gnade Gottes. Die zweite und damit verbundene besteht in der Primat des Gebets. Die dritte ist die Primat der Jugend. Dies sind die drei Prioritäten, unsere besondere Hingabe. Die Hingabe an Gott, das Gebet und an die jungen Menschen.

Wie können wir eine Primat in unserem Leben begründen? Wie erreichen wir, dass etwas zur wichtigsten Sache unseres Lebens wird? Was muss ich tun, damit Gott das Wichtigste in meinem Leben wird? Ich habe Gott alles untergeordnet und „verbringe“ Zeit mit Ihm im Gebet, in der Lectio divina, im Apostolat, im Leben der Gemeinschaft. Und wie erreiche ich, dass die jungen Menschen Primat haben? Das Gleiche: Mein Kopf denkt an die jungen Menschen, mein Herz liebt die jungen Menschen, meine Zeit gehört den jungen Menschen, das Wichtigste in meinem Leben sind die jungen Menschen.

Es gefällt mir sehr, dass die Kirchenväter sagen, dass Unsere Liebe Frau Jesus in ihrem Herzen trug, bevor sie ihn in ihrem Schoß getragen hat. Beim Beten tragt ihr diese jungen Leute in eurem Herzen. Ihr seht euch bei ihnen möglicherweise mit Dingen wie Drogen und Pornographie konfrontiert, die ihr in euren Familien, in den Schulen, unter euren Freunden niemals gesehen habt, aber man muss dem durch das Gebet, nur durch die Gnade Gottes, durch Buße und den Rosenkranz entgegentreten, es gibt keine andere Möglichkeit!

Es gibt viele Arten zu helfen, viele Therapien, die bei manchen Menschen notwendig sein werden, vor allem bei solchen, die bestimmte emotionale Probleme haben. Wir müssen allerdings diese übergroße spirituelle Schlacht Seite an Seite mit dem jungen Menschen schlagen, weil dieser junge Mensch der Mühe wert ist. Kennt Ihr die Geschichte der Madalena, der Madá, aus der Gemeinschaft Shalom? Sie war eine Person, die alle aufgegeben hatten, aber als wir sie kennenlernten, erkannten wir: „Die Madá ist der Mühe wert. Ich kann die Madá nicht aufgeben.“ Heute ist sie 50 Jahre alt ist, Gründerin des Projekts Volta Israel und Gott weiß, wie viele Menschen sie von Drogen abgebracht hat, Dutzende, Hunderte von Menschen!

Der schwierige junge Mensch ist der junge Mensch, der ihr Gebet, ihre Aufmerksamkeit, ihre Buße, ihren Rosenkranz, ihre Zeit braucht. Dieser schwierige junge Mensch ist derjenige, der am meisten die Mühe wert ist. Die Primat für junge Menschen muss eine Primat meines Herzens, eine Primat meiner Entscheidung sein. Ich entscheide, ich entscheide mich für sie. Du, der du zu unserer Shalom-Familie gehörst, bist aufgerufen, dich mit ganzem Herzen den jungen Menschen zu widmen, mit all deinen Gebeten, mit all deiner Zeit, und du bist zur gleichen Zeit Zeuge des Sohnes, des Schülers, des Studenten, des Berufstätigen, aber auch dessen, der sich ihnen widmet und da ist, um sie von ihrem Elend zu befreien.

Evangelisieren

Kommuniziert mehr miteinander, legt mehr Zeugnisse ab, tauscht Zeugnisse unter euch aus, schickt Zeugnisse junger Menschen an andere, schickt Zeugnisse junger Menschen an das Portal Shalom Maná, twittert, was ihr twittern könnt, zur Heiligkeit, zu eurer Entscheidung für Jesus. Ihr habt neue Instrumente, einen kreativen Geist, eine große Liebe zu jungen Menschen. Ich bitte den Herrn darum, dass im Leben eines jeden junge Menschen Primat bekommen, vor allem im Herzen. Du bist ein Evangelist.

Wir wissen nicht, was aus Brasilien in den kommenden Jahrzehnten werden wird, und ich bin darüber sehr besorgt, aber wenn wir gut ausgebildete junge Menschen haben, die sich an Jesus ausrichten, die sich für das Evangelium entscheiden, die den lebendigen Jesus kennen, werden wir eine neue Welt haben. Nicht nur ein neues Brasilien, sondern eine neue Welt. Und mit dem Internet habt ihr die Welt in euren Händen; es muss deshalb euer Ziel sein, junge Menschen in der ganzen Welt und nicht nur in eurer Stadt zu evangelisieren. Benutzt euren Kopf um zu arbeiten, euer Herz um zu lieben, betet zu Jesus und es wird gut werden. Vielen Dank für eure Bemühungen, für die jungen Menschen, die ihr uns gebracht habt, vielen Dank aber vor allem für das Erleiden von Liebe und Schmerz, das ihr beim Umgang mit den schwierigeren Jugendlichen erfahren habt. Möge Gott euch segnen.

Maria Emmir Nogueira

Mitbegründerin der Katholischen Gemeinschaft Shalom

(Transkription aus einer Predigt. Beibehaltung des umgangssprachlichen Tons)