Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen? Mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben? Jesus stellt diese Frage und antwortet darauf mit allen möglichen Bildern, Vergleichen aus der Natur, der Landwirtschaft, dem Geschäftsleben, praktisch aus allen Lebensbereichen. Aber nie gibt er eine genaue Definition, nirgendwo sagt er: Das Reich Gottes ist das und das. Aber was ist es wirklich? Um was hat Jesus uns zu beten gelehrt, als er gesagt hat, dass wir Gott bitten sollen: „Dein Reich komme“? So frage ich mich selber: Um was bitte ich Gott, wenn ich ihm im Vaterunser täglich diese Bitte ans Herz lege?
Im Neuen Testament kommt das Wort „Reich Gottes“ mehr als 130 Mal vor. Aber was ist es? Wie soll es kommen? Ist es eine politische Wirklichkeit? Ist es ein Gottesstaat auf Erden, wie ihn die Kämpfer des „Islamischen Staates“ erträumen und mit Gewalt durchsetzen wollen? Doch Jesus hat vor Pilatus, dem mächtigen Statthalter des römischen Kaisers und seines Reiches, gesagt: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Eigentlich hat das Wort „Reich“ in der Sprache Jesu, im Aramäischen und im Hebräischen, drei Bedeutungen: zuerst das Königsamt selber. Für die ganze Bibel ist Gott der König schlechthin, über allen Königen und Herrschern dieser Welt. Dann bedeutet es die Königsherrschaft. Der König regiert, übt seine königliche Macht aus. Die Bibel sagt immer wieder: Gott ist der eigentliche Herrscher, ihm untersteht die ganze Welt. Und schließlich ist das Reich des Königs sein Herrschaftsbereich, das Land und das Gebiet, über das er König ist. Und das sagt die Bibel: Die ganze Erde ist Gottes Reich, seine Herrschaft erstreckt sich sogar über Himmel und Erde, denn alles ist sein Eigentum.
Warum aber hat uns Jesus dann gelehrt, Gott, unseren Vater, zu bitten: „Dein Reich komme“? Ist Gott etwa nicht „der Herr des Himmels und der Erde“? Hat er die Herrschaft über seine Schöpfung verloren? Muss er sie erst wiedergewinnen? Oder ist es so, dass wir uns seiner Herrschaft entzogen haben? Ist sein Reich bei uns noch nicht angekommen?
Genau das ist ja die schmerzliche Erfahrung, die wir alle kennen. Alles andere herrscht und beherrscht unsere Welt, nur nicht Gott! Das Geld ist König. Die Mächtigen dieser Welt herrschen. Kriege, Machtspiele, Waffengewalt haben das Sagen. Und in unseren eigenen Herzen herrschen Egoismus, Streit, Neid, Eifersucht, nur nicht der Wille und das Reich Gottes!
Jesus ist gekommen, das Reich Gottes wiederherzustellen, zuerst in unseren Herzen. Deshalb ruft er zur Umkehr auf. Und er weiß, dass das Zeit braucht, und viel Geduld. Von dieser Geduld spricht er heute in zwei Bildern aus der Landwirtschaft. Jesus ist der Sämann. Er hat sein Wort in unsere Herzen ausgesät. Und nun wächst die Saat, ob wir wachen oder schlafen, Gott ist am Werk, und allmählich wächst, was er ausgesät hat, bis zur Ernte am Ende unseres Lebens. Und: Manchmal scheint Gott in unserem Leben einen so kleinen Platz zu haben wie ein winziges Senfkörnlein. Aber wenn wir ihm Raum geben, wächst dieses Samenkorn zu einem großen Strauch, der vielen anderen Platz im Schatten gibt. So also kommt das Reich Gottes in unser eigenes Leben, mitten in dieser Welt!