„Dieser Priester ist so charismatisch! Ist diese Person charismatisch? Ich brauche einen sehr charismatischen Prediger.“ Aber was ist es denn, ein charismatischer Mensch zu sein? Leider scheint dieser Titel „Charismatiker“ nur auf die Mitglieder der schönen und fruchtbaren Bewegung der KCE (Katholische Charismatische Erneuerung) reduziert worden zu sein.
Die Wahrheit ist jedoch, dass dies nicht so sein sollte, da jeder Getaufte kraft der Gnade charismatisch ist, da er durch dieses Sakrament den Heiligen Geist Gottes empfangen hat. Das Traurige ist andererseits, dass viele rechtmäßig getaufte katholische Christen darauf bestehen, wie verschlossene Parfümflaschen zu leben. Ein Parfüm kann noch so kostbar sein, noch so gut duften, aber wenn das Glas verschlossen ist, wird der Duft nicht entweichen. In gleicher Weise muss ein charismatisches Leben, um fruchtbar zu sein, ein heiliges Leben sein, das immer in Gott die Gnade sucht, die Freiheit und Fügsamkeit seines Geistes nicht zu verlieren. Ein Leben, das für die Gnade offen ist, muss wie die Parfümflasche geöffnet sein, damit wir ihren Duft wahrnehmen können.
Dies wird der große Papst Franziskus bei der internationalen Begegnung mit den Mitgliedern der KCE am 1. Juni 2014 sagen:
„Ihr, das Volk Gottes, das Volk der Charismatischen Erneuerung, hütet euch davor, die FREIHEIT zu verlieren, die der HEILIGE GEIST UNS geschenkt hat! Die Gefahr für die Erneuerung ist, wie unser lieber Pater Raniero Cantalamessa sagt, die übermäßige Organisation: die Gefahr der übermäßigen Organisation. Ja, man braucht Organisation, aber man darf nicht die Gnade verlieren, GOTT GOTT sein zu lassen. “(…) Es gibt aber keine größere Freiheit, als sich vom Heiligen Geist tragen zu lassen, darauf zu verzichten, alles berechnen und kontrollieren zu wollen, und zu erlauben, dass er uns erleuchtet, uns führt, uns Orientierung gibt und uns treibt, wohin er will. Er weiß gut, was zu jeder Zeit und in jedem Moment notwendig ist. Das heißt, in geheimnisvoller Weise fruchtbar sein!” (ibid., n. Evangelii Gaudium, 280)”.
Glaubt ihr, es ist vorbei? Schaut ihr, was der Heilige Vater weiter sagt:
„Eine andere Gefahr besteht darin, zu ‚KONTROLLEUREN VON GOTTES GNADE‘ zu werden. Oft werden die Koordinatoren einiger Gruppen oder Gemeinschaften – ich mag den Begriff ‚Diener‘ mehr -, vielleicht unbewusst, zu Verwaltern der Gnade und entscheiden, wer die Ausgießung des Gebets oder die Taufe im Geist empfangen kann und wer nicht. Wenn einige das tun, dann tun Sie es bitte nicht mehr, tun Sie es nicht mehr! Ihr seid Spender der Gnade Gottes und keine Kontrolleure! SEID NICHT ZÖLLNERISCH GEGENÜBER DEM HEILIGEN GEIST!“
Zeugen der Liebe Gottes
Der Heilige Geist, so der Heilige Vater, macht uns kraft seiner Gnade zu Zeugen der Liebe Gottes. „Sie haben mich gebeten, der Erneuerung zu sagen, was der Papst von euch erwartet. An erster Stelle steht die Bekehrung zur Liebe Jesu, die das Leben verwandelt und den Christen zu einem Zeugen der Liebe Gottes macht. Die Kirche hofft, dass dieses Zeugnis des christlichen Lebens und des Heiligen Geistes uns helfen wird, das ganze, zusammenhängende Evangelium für unsere Heiligkeit zu leben. Ich hoffe, Sie teilen mit allen in der Kirche, welche Gnade die Taufe im Heiligen Geist ist (ein Ausdruck, der in der Apostelgeschichte zu lesen ist)“.
Ich persönlich kann diese Worte des Heiligen Vaters in meinem Leben sehr bestätigen, denn die große Frucht der Ausgießung des Heiligen Geistes in meinem Leben war die Gewissheit und Überzeugung, dass ich von Gott geliebt bin. Eine Liebe, die so voll, so vollkommen und unveränderlich ist, dass ich im Leben nichts anderes tun konnte, als anderen Herzen zu helfen, sie ebenfalls zu entdecken.
Als Ausdruck dafür, dass wir von dieser Liebe erreicht und verwandelt worden sind, bittet der Heilige Vater dann: „Ich wünsche mir von euch eine Evangelisierung mit dem Wort Gottes, das verkündet, dass JESUS LEBENDIG ist und ALLE MENSCHEN LIEBT. Möget ihr mit allen Brüdern und Schwestern anderer Kirchen und christlicher Gemeinschaften, die an Jesus als Herrn und Erlöser glauben, Zeugnis der geistlichen Ökumene ablegen. Bleibt vereint in der Liebe, die der Herr Jesus von allen Menschen verlangt, und im Gebet des Heiligen Geistes, um diese Einheit zu erreichen, die für die Evangelisierung notwendig ist, im Namen Jesu“.
Ein charismatisches Leben, wenn es reif und authentisch ist, schafft Gemeinschaft, eine begeisterte Liebe zu Gott, zum Evangelium, zur Kirche, und das zieht folglich die Schafe an, die sich aus irgendeinem Grund von dieser Herde entfernt haben.
Mögen wir alle in den Ozean der Gnade Gottes eintauchen, durch seinen Heiligen Geist, damit wir alle ein charismatisches Leben haben können, denn ein charismatisches Leben ist ein glückliches und heiliges Leben.